Montag, 25. August 2008
Aklimatisiert
Die letzte Woche habe ich hauptsächlich mit der Organisation meines Uni-Lebens verbracht: mich für Kurse angemeldet, einen Betreuer gesucht, Bibliothekskonto eröffnet, Fahrrad angemeldet, "Semesterticket" besorgt... etc. Die Bibliothek hier ist ein Knaller: Acht Stockwerke, Essen und Trinken erlaubt, bis Mitternacht geöffnet und, wenn ich Glück habe, ein eigenes Kabuff zum abschließen!
Die ersten Kurse (ich besuche "Revitalisierung von städtischen Kiezen" und "wirtschaftliche Regionalentwicklung") in meinem Department waren nett, jeder hat sich kurz vorgestellt und dann wurde der Ablauf besprochen, bzw. ein Film über das Thema gezeigt. Auch das Gespräch mit der Dozentin über mein "Forschungsvorhaben" verlief gut und aufschlussreich. Und da sich hier ja jemadn beschwert hat: JA ich studiere hier auch, ab dieser Woche gehts richtig los ;)
Davor war aber auch nochmal n bisschen "Sozialisieren" angesagt: Donnerstag war allwöchentlicher Treff der "Planner", wie die Vertreter des Departments genannt werden. Zuerst ging es dabei in ne Bar und anschließend zum Karaoke, wo ich ein kleines Duett intonieren durfte. "Jesse" von Joshua Kadison dürfte dem einen oder der anderen noch ein Begriff sein ;-)
Am Freitag haben Amy und ich uns dann ein paar Freunde und Nachbarn zum Essen und Spieleabend eingeladen, von dem noch Bilder nachgereicht werden. Richtig lustig wurde es, als ich pantomimisch einen "Low-Rider" darstellen musste. Wer nicht weiß was es ist: nicht schlimm, einige der hier Heimischen wussten es auch nicht. Also nachschlagen, oder wie ich von MTV lernen. Meine Darstellung wurde, wie auch immer, zum Highlight des Abends gekürt.
Am Samstag war ich shoppen, mit dem Bus (Semesterticket!) ging es zur nächsten Mall, wo ich mich mit kleineren Sachen fürs Zimmer eingedeckt habe (Beistelltisch, Wecker, Poster, Wäschesack... was man halt so braucht). Leider hab ich beim shoppen ein Kontaktlinse verloren, weshalb ich leider leider keine Klamotten mehr aussuchen konnte (bis auf zwei Polos von GAP, in dessen Umkleide die Linse irgendwo liegt). Der Rückweg war dann umso lustiger, da ich auch noch Fahrrad fahren musste und auf 2D-Optik angewiesen war... hat aber geklappt.
Heute, am Sonntag waren Ulrike (die auch en meinem Programm teilnimmt), Robin und seine Freundin und ich dann an nem Baggersee, der sich als echt erholsam herausstellte. Unter anderem gab es hier Mädels zu besichtigen, die in Bäume krabbeln um dann passen zum olympischen Turmspringen ins Wasser zu springen. Der Tag am See war so erholsam, dass ich abends mein Zimmer mal aufgeräumt und etwas geschmückt habe um guter Dinge in die kommende Woche zu starten. Mittwoch ist dabei der wichtigste Tag für mich, da dort das Probetrainig für das Uni-Fußballteam stattfindet ;-) Auch will ich unitechnisch einiges schaffen, da am Samstag schon wieder Familienzusammenführung mit Familie Schröter stattfindet. Die sind übrigens gestern gut in New York gelandet und krabbeln wahrscheinlich gerade auf dem Empire State Building rum, bis sie sich auf den Weg machen nach Philadelphia, Washington und anschließend hier her nach North Carolina, wo ich sie mit einem saftigen Burger erwarten werde.
Dienstag, 19. August 2008
Pub Hopping und Fall Fest
Nachdem ich am Sonntag erstmal ausgeschlafen habe, ging es zur Fahrradtour. Wir waren ca. 8 Leute, die von Martha durch CH und den Campus geführt wurden. Abends habe ich mich dann mit Audrey getroffen, die ich am Freitag beim Empfang der internationals kennengelernt hatte. Ihr Freund, eine Freundin und Svet, ein Bulgare, der auch neu ist, waren auch mit dabei. Zusammen sind wir zum Fall Fest, wo sich alle Vereine und Sportclubs der Uni vorgestellt haben und Stände hatten. Neben free Food und Getränken gab es Musik, Spaß und Spiel. Mit Svet habe ich mich zusammen für das Fußballteam der Uni eingetragen, von denen wir demnächst Mail erwarten, mit einer Einladung zum Tryout, also Probetraining. Ob das zeitlich überhaupt machbar ist sei dahingestellt, aber gucken wollen wir mal.
Den Montag hab ich wiederum mit organisatorsichen Dingen verbracht und auch am Geographie-Department nach Gasthörerschaft gefragt, was wohl generell möglich sei. Heute gehts zu einer Dozentin meines Departments für Stadt- und Regionalplanung, mit der ich über mein Projekt reden will. Mal sehen ob sie bereit ist, dieses zu begleiten. Drückt mir die Daumen!
Samstag, 16. August 2008
Pics
Logbuch Chapel Hill, dritter Tag
Da gabs dann erstmal n paar ungereimtheiten, welchen Status ich denn nun habe, aber ich bin anscheinend ein Research-Scholar, also ein "Forschungs-Student", hört sich gut an oder :-)
Beim anschließenden "Survival Skills" Vortrag haben wir internationalen Studenten gelernt, dass man nicht alleine nachts rausgehen sollte, in der Vorlesung nicht essen und sei Fahrrad immer schön anschließen soll. Wieder was gelernt. OK, es gab auch was interessantes zu hören, z.B. dass es hier tatsächlich sowas wie 'n Fußballteam geben soll. Die kennen unseren Capitano noch gar nicht!
Anschließend bin ich kurz zu meinem Department gefahren (das Institut für Stadt- und Regionalplanung) und habe mich meinem Koordinator vorgestellt. Der meint nur, dass es schwierig sein könnte, in Kurse reinzukommen, da sich dieses mal so viele Studenten angemeldet haben wie nie zuvor (der Studiengang boomt!) und er nur die Übergangslösung ist, bis ein neuer Betreuer für das NEURUS-Programm gefunden wird. Bis dahin kann ich bei Fragen gern zu ihm kommen, er hat mir noch ein paar Tipps für die Bibliothek gegeben. Na das ist doch mal was.
Morgen gehts dann zum Barbecue und dem "jährlichen Lerne-Alle-Kennen-Bar-Hopping" des Instituts, wo ich hoffentlich die ersten Kommillitonen treffen werde.
Donnerstag, 14. August 2008
Welcome to Chapel Hill
Nach der Ankunft am RDU (Flughafen), musste ich zuerst feststellen, dass das Nahverkehrsnetz nicht wirklich mit dem in Europa vergleichbar ist. So musste ich eine Dreiviertelstunde auf den Bus nach Downtown Chapel Hill warten (und das unter der Woche gegen 19 Uhr, also eigentlich nicht soo spät) um dann eine Dreiviertelstunde, vorbei am Research Triangle Park, dem Studienobjekt dem ich mich in den nächsten Monaten widmen werde, richtung CH zu fahren. Angekommen in meinem neuen Zuhause, wurde ich von Amy und ihren beiden Katzen "Peanut" und "Tigger" begrüßt. Die Wohnung ist nett, ein ebenerdiges Appartment mit zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer, Küche und Bad. Mein Zimmer ist mit einem Bett, einem Regal und einem Schrank zwar noch etwas karg eingerichtet, jedoch soll ich wohl noch nen Schreibtisch von ihrem Freund bekommen können, damit ich auch arbeiten kann :-) Nach einem kurzen Plausch bin ich erschöpft in mein neues Bett gefallen und habe nach langem mal wieder gut geschlafen.
Am nächsten morgen sind Amy und ich am nahen "Weaver Street Market", dem "Szene-Treffpunkt" von Carrboro, wo ich eigentlich wohne, frühstücken gegangen. Es handelt sich hier um einen Biomarkt, bei dem man das Essen nach Gewicht bezahlt. Also dem des Essens ;-) Anschließend habe ich mir Amys pinkes Fahrrad geschnappt und habe ne Tour durch den Ort gemacht. Unterwegs habe ich mal eben einen Fahrradhelm geshoppt, der hier super wichtig sein soll, da die Autofahrer hier noch Rücksichtsloser sein sollen als in Berlin, unvorstellbar aber anscheinend war. Dennoch gibt es vereinzelt Fahrradwege, also es geht voran. Neben einem Helm, habe ich mich dann gleich in ein Mountainbike verliebt, das ebenfalls in meinen Besitz übergegangen ist. Mit diesem bin ich für die nächsten Monate gewappnet für den Uniweg und Ausflüge aller Art. Nach diesem ersten Shoppingrausch ging es weiter zum Unigelände. Dort habe ich mir einen ersten Eindruck über die Lage und Anbindung verschafft, praktischerweise führt direkt ein Fahrradtrail von mir zu meinem Department.
Nach der kleinen Rundfahrt, die überwiegend im Regen stattgefunden hat, weshalb ich zu meinem neuen Fahrrad auch gleich noch Schutzbleche dazugenommen habe, bin ich auf dem Rückweg einkaufen gegangen und muss sagen: es ist gar nicht so preiswert hier zu leben. 40$ für einen relativ kleinen Einkauf erschien mir doch relativ teuer. Ich muss wohl erst noch den Lidl hier finden. Am Abend, den ich allein in der Wohnung verbracht habe, da Amy mit einer Feundin zum IKEA-Shopping nach Washington DC gefahren ist und erst heute wiederkommt, habe ich mit putzen (mein Zimmer war doch noch etwas "unsauber"), waschen und sortieren verbracht.
Den heutigen Tag werde ich damit verbringen, meine Hausarbeit aus dem letzten Semester fertigzustellen, um endlich voll und ganz hier anzukommen. Am Abend liegt laut Plan der Fachschaft ein erstes Kennenlerntreffen in einer Bar an, zu dem hauotsächlich die Erstsemester des Departments eingeladen sind, mal sehen ob ichs schaffe vorbeizugehen. Ansonsten sind in den nächsten Tagen noch ein paar Gelegenheiten Anschluss zu finden. Die "Socials" des Departments haben einige Treffen organisiert, zu denen ich sicherlich mal vorbeischauen werde.
Dienstag, 12. August 2008
Die Reise geht zuende, das Abenteuer weiter
Die letzte Etappe unserer Exkursion, Vancouver, war ein würdiger Abschluss. Schön zwischen den Rockies und dem Pazifik gelegen, lässt es sich hier sehr gut aushalten, man fühlte sich wie im Urlaub, auch wenn wir natürlich gearbeitet haben ;) Auffällig war die hohe Anzahl an Asiaten, die hier anfangs als Arbeiter und neuerdings als Immobilienhaie eingewandert sind, Vancouver hat 1/8 seiner Downtown an einen Hong-Kong-Chinesen verkauft, der fleißig die typischen gläsernen Wohnhochhäuser hochzieht. Natürlich gibts auch hier wieder eine Chinatown, Wolkenkratzer, rechtwinklige Straßen usw., man konnte zum Ende der Exkursion die Merkmale der nordamerikanischen Stadt also recht gut an allen besuchten Städten nachvollziehen. Die Exkursion ist also als gelungen anzusehen. Dennoch hätten wir uns alle noch etwas mehr eigene Zeit in den Städten gewünscht, um alle Eindrücke verarbeiten und sacken lassen zu können, was aufgrund des engen Terminplans etwas schwierig war. Bei der abschließenden bewertung hat bei der Rangliste der Lieblingsstädte Vancouver klar vor Toronto und Montreal gewonnen, Ottawa wurde nicht ein mal genannt. Vancouver besticht durch seine Offenheit, so war direkt an unserem Unigelände ein Strand gelegen, an dem ein bunt gemischtes junges Partyvolk, halb FKK, halb zugedröhnt, dem Sonnenuntergang zugejubelt hat. Auch schräge deutsche Hängengebliebene in den 40ern, die sich für die Wiedergeburt Nostradamus' halten und ein Operndiplom besitzen, sind hier zu finden. Es gibt außerdem ein Viertel, the village genannt, welches der Gay-Community gewidmet ist und in dem die Stadt die Bushaltestellen und Papierkörbe in rosa hält.
Am letzten Abend haben wir uns dann gebührend von unseren Exkursionsleitern, Frau Schulz und Gunther, verabschiedet und sind relativ spontan in der Stadt essen gegangen. Die Exkursion hat allen sehr gefallen, auch wenn die Gruppendynamik natürlich an der einen oder anderen Stelle zu Buche geschlagen hat. Am nächsten Morgen hat sich die Gruppe dann in Heimflieger, Dableiber und Weiterreiser aufgesplittet, wobei zur letzteren auch ich gehörte.
Markus, Uli und ich haben uns mit dem Bus zurück auf den Weg nach Seattle gemacht, um dort einen Tag Zwischenstation zu machen, bevor es nach Chicaco weiterging. Das Hostel war malerisch auf Vashon Island, einer vorgelagerten Insel gelegen, die wir mit der Fähre aus Seattle Downtown angesteuert haben. Abends haben wir noch eine Bike-Tour gemacht, mit Frauke, die uns auf der Fähre angesprochen hat und die ihrerseits ebenfalls eine Exkursion für ihre Landschaftsplaner-Gruppe in der Gegend vorbereitet. Die Fahrräder waren zwar alles andere als fahrtauglich, dafür wissen wir nun aber, warum Fahrradhelme gesetzlich vorgeschrieben sind. Am folgenden Tag gings dann nochmal zurück in die Downtown, natürlich nicht ohne die Space-Needle, einen Aussichtsturm, der für die Weltausstellung in Seattle erbaut wurde, zu besteigen. Am Nachmittag ging es dann wieder richtung Bahnhof, allerdings mit einem Umweg ins Büroturm-Viertel in Downtown, da wir unser Gepäck netterweise bei einer Dame im Büro im 15. Stock eines Hochhauses unterstellen durften, die wir morgens auf dem Weg von der Fähre in die Stadt "kennengelernt" hatten. Gastfreundschaft ist in den Staaten sehr weit verbreitet.
Von Seattle ging es dann also auf die Zugfahrt nach Chicago, die ganze zwei-einhalb Tage dauerte. Die Länge war an sich nicht das Problem, die Sitze waren uns ja von der Fahrt New York - Toronto schon als sehr komfortabel bekannt. Es war die Klimaanlage, die uns um den Schlaf bringen sollte, da sie einfach so kalt eingestellt war, dass wir nachts bei sommerlicher Außentemeratur gefroren haben, was übrigens bezeichnend ist für ALLE geschlossenen Räume in Nord Amerika. Hauptsache das Öl wird in Kälte umgewandelt, das ist es, worum es den Amis zu gehen scheint. Irgendwann in Chicago angekommen, haben wir auf dem Weg zu Hostel direkt den Sears-Tower, das bis vor einigen Jahren höchste Gebäude der Welt, passiert. Sehr beeindruckend, auch für New York erprobte Großstadtforscher. Wir sind am Abend und am nöchsten Morgen in der Mafia-Stadt unterwegs gewesen, uns einige Sehenswürdigkeiten angguckt, was man halt so macht. Unterwegs war es dann soweit: die erste Anschaffung war fällig. Da das iPhone in den USA ja nicht ohne Vertrag zu bekommen ist, ist ein iPod Touch in meinen Besitz übergegangen. Natürlich mit dem guten Gewissen, mehr als 50€ gegenüber dem Kauf in Deutschland gespart zu haben ;-) Nach einem letzten Snack bei unserem lieblings Nahrungslieferanten, ging es dann für Markus und mich weiter im Zug richtung Dallas. Uli ist geblieben, um sein Auslandssemester nahe Chicago einzuläuten.
Unterwegs nach Dallas, was diesmal nur einen Tag entfernt lag, haben wir aus dem Fenster heraus die Möglichkeit bekommen, den Gateway Arch in St. Louis zu fotografieren, der im Gegensatz zum Rest der Stadt in der Sonne strahlte. Die Deindustrialisierung hat der Stadt doch sehr zugesetzt. Eine weitere sehr kalte Nacht im Zug später, sind wir am nächsten Tag um 12 Uhr Mittags in Dallas angekommen. Dies war der Ort, an dem sich auch Markus' und mein Weg nach über 3 Wochen getrennt haben und wir nun jeweils auf uns allein gestellt sind. Während ich morgen von Dallas weiterfliege nach Chapel Hill, um letztendlich in meinem Studienort anzukommen, fährt Markus noch 7 weitere netto Zugtage weiter richtung LA, anschließend nach San Fran, über Denver nach Chicago zurück und weiter zur Ostküste um von New York heim zu fliegen. Das habe ich mir dann doch gespart und die Flugvariante vorgezogen. Ein kleiner Stadtspaziergang hat mir offenbart, dass Dallas so ziemlich die hässlichste Stadt ist, die ich je gesehen habe. Nicht nur wurde John F. Kennedy hier ermordet, auch das Leben an sich ist hier irgendwie nirgends anzutreffen. Montag Mittag und nicht ein Mensch auf der Straße, selbst in der Downtown. Trostlose Betonbauten, keinerlei Kultur in Form von Cafés oder Läden, einfach grässlich. Ich habe mich also schnell aufgemacht richtung Hostel, welches auf halebm Weg zwischen Bahnhof und Flughafen liegt. Einen Abstecher zur nächsten Mall habe ich mir noch gegönnt, ohne etwa zu kaufen, um nochmals in meiner ersten Einschätzung der Stadt bestätigt zu werden. Alles ist hier aufs Auto ausgelegt, überbreite Straßen, Beton wo man nur hinsieht und keiner Fußgänger. Selbt Geld kann man hier am Drive-In abheben, wahnsinn! Morgen gehts dann also über einen der größten Flughäfen der Welt weiter richtung Chapel Hill, wo mich Amy, meine Vermieterin, erwarten wird. Die Reise geht zuende, das Abenteuer geht weiter.
Sonntag, 10. August 2008
Kurz-update
nach dem Ausklingen der Exkursion in Vancouver, einem Besuch auf der Space Needle in Seattle, einer zweitägigen Zugfahrt durch den Nordosten der USA und insgesamt gefühlten 5 Stunden Schlaf sind wir (Markus, Uli und ich) heute in Chicago angekommen. Ab morgen werden Markus und ich dann zu zweit Richtung Dallas weiterfahren, wo unsere Wege sich dann letztlich trennen werden und ich allein in Richtung Chapel Hill, meinem Zielort für die nächsten 4 Monate, weiterfliegen werde. In Dallas werde ich abends etwas ruhe und Zeit haben, die letzten Tage, in denen u.a. auch ein gemeiner Floh eine Rolle spielt, nachzureichen. See ya!!!
Montag, 4. August 2008
kurzer Hinweis zum Lesen
Einmal USA und zurück, bitte!
Also haben wir uns gesammelt morgens um kurz nach 5 mit den Vans auf den Weg zum Flughafen gemacht, da die ersten unserer Truppe schon um 7 in Richtung Vancouver durchstarten wollten. Danach sind Uli, Markus und ich um 8 in Richtung USA dran gewesen und um halb 9 dann der große Rest ebenfalls direkt nach Vancouver.
Wir sind also um 8 losgeflogen und in Denver nach ca. 4 Stunden und 2.500 km gelandet. Die Einreiseformalien wie Fingerabducknahme, Zollerklärung und pi pa po konnten wir zum Glück schon in Montreal erledigen – langsam sind wir darin ja eh Profis - , das hieß Puffer für den Anschlussflug nach Seattle (Landung in Denver um 10:00 –Zeitverschiebung- , Abflug nach Seattle um 11:30). Also in Denver Gate gesucht, bei KFC gefrühstückt/gebruncht und ab die Post weiter nach Seattle. Nachdem der Flug mit AirCanada sehr angenehm und komfortabel war, war der Weiterflug mit United alles andere als das. Das Flugzeug stammte offensichtlich noch aus der 80er-Jahre Baureihe von Boeing, war ziemlich dreckig und stank. So gut wie alles was aus Plastik war, also alles außer Tragfläche und Turbine, war irgendwie kaputt (Leuchtschilder, Fensterabdeckung...) und zu allem Überfluss war die Klimaanlage defekt, d.h. beim Einsteigen herrschten so um die 40°C im Innern der Maschine. Der Knaller war jedoch der Flugbegleiter, der uns freundlich darauf hinwies die Fensterklappen doch bitte zu schließen – draußen waren atemberaubende Eindrücke der Rocky Mountains zu erhaschen- damit die restlichen Gäste ungestört das Fernsehprogramm genießen können.
Nach weiteren 3 Stunden und 1.600 km erreichten wir Seattle... im Gegensatz zu unserem Gepäck, welches nach einer halben Stunde am Laufband immer noch nicht auftauchen wollte. Es war ja fast klar das sowas passieren musste. Wir haben uns schon auf Kosten von United Airlines in der nächsten Mall Klamotten einkaufen sehen, schließlich muss man ja was anziehen, aber die Auskunft des Gepäckservice, dass unser Gepäck mit der nächsten Maschine aus Denver eine Stunde später nachkommt, ließ uns am Flughafen ausharren. Seattle zu besichtigen, bevor es im Bus zurückging nach Kanada, fiel somit mehr oder weniger flach. Wir haben es immerhin noch kurz an den Pazifik geschafft, jedenfalls die Ausläufer vor Seattle von einem Pier aus gesehen, um gegen 18:30 mit einem halbvollen Überlandbus auf die letzte Etappe des Tages zu gehen.
Und die hat für alles entschädigt. In den Sonnenuntergang hinein sind wir über die US-Kanadische Grenze nach Vancouver gefahren, mit Ausblicken auf die bisher schönsten Landschaften, rechts die Rocky Mountains, links der Pazifik. Gegen 23:00 NEUER Zeit hat uns der Rest dann in unserem letzten Wohnheim mit Pizza und Wasser empfangen und ich habe mal wieder die Gelegenheit in Ruhe ins Internet zu kommen...
Montreal
In Montreal angekommen, bezogen wir unsere Zimmer im College der alt-ehrwürdigen McGill University, dem englischsprachigen Herz der sonst französischen Stadt. Alt-ehrwürdig war dann auch die Ausstattung der Zimmer, mit alten (aber nicht so alt, dass sie wieder schön wären) Betten und Schränken, ohne Internet und ohne Klimaanlage. Die Waschräume waren ebenso sehr karg eingerichtet, was uns alle doch wieder zurück nach Ottawa sehnen ließ, wo wir geradezu luxuriös hausten. Den ersten Abend haben wir dann die Stadt auf eigen Faust erkundet, was uns zu einem Festival führte, welches der Frankophonie gewidmet war und etwas an die Fête de la Musique in Berlin erinnerte. Der erste Eindruck von Montreal, der sich in den nächsten Tagen auch verfestigte, war, dass es eine gewisse Ähnlichkeit mit New York aufweist, wenn auch in viel kleinerem Maßstab. Viele Menschen, viel Shopping, viel Kultur, also das, was eine Stadt interessant macht.
Am ersten Tag gab‘s dann wie gewohnt eine Exkursion mit dem lokalen Führer, der von Gunther, also unserem ständigen Begleiter aus Toronto, organisiert wurde. Da es diesmal um mein Thema „Sozialstruktur und Wohnungsmarkt in Montreal“ ging, war es diesmal noch interessanter als sonst, da ich hilfreiche Infos für meine Hausarbeit sammeln konnte ;-) Für Unterhaltung sorgte, wie schon des Öfteren, Wolfgang „Wolle“ Schulz, der Mann unserer Professorin, der uns begleitet. Neben der Äußerung seines Lieblingsspruches „das ham wa in Berlin och“ zeichnete er sich unter anderem dadurch aus, während der Diskussion brisanter Themen –hier dem Holocaust- ungewollt brummende Geräusche aus der Darmgegend zu äußern. Dabei die Fassung zu bewahren und nicht in einen Lachkrampf auszubrechen, war eine der schwierigsten Aufgaben für uns auf dieser Exkursion.
Der zweite Tag war wie gewohnt der Gruppenarbeit vorbehalten, wobei mittlerweile ein doch erheblicher Abfall des Niveaus der Rechercheergebnisse zu beobachten war. Waren am ersten Tag noch alle total engagiert und haben weder Kosten noch Mühe gescheut Informationen zu sammeln, waren diesmal Warteschlangen vor dem öffentlichen Computer zwecks Internetrecherche und Sekundenschlaf während der Präsentation keine Seltenheit. Abends wurden dann, wie üblich, die Taschen gepackt und ein bis eineinhalb Bier vernichtet, um ruhig schlafen zu können und um Viertel vor Fünf aufzustehen. Es lag nämlich der ominöse Transfertag von Montreal (Osten Kanadas, wo aber auch gesurft werden kann auf dem St.Lorenz-Strom) nach Vancouver (Westen Kanadas) an, die ca. 6 Flugstunden voneinander trennen, flöge man denn direkt. Aber das wäre ja zu einfach...
Ottawa
Nachdem wir also unsere erste Station der Exkursion, Toronto, mit einem Kneipenbesuch abgerundet haben, ging es am nächsten Morgen weiter nach Ottawa. Unsere Erwartungen an die Stadt hielten sich in Grenzen, da es sich hier um eine provinzielle Kleinstadt handelt, die durch Windungen der Geschichte „zufällig“ zur Hauptstadt Kanadas wurde und nicht wirklich den Ruf einer aufregenden Metropole genießt. Unterwegs ins „Adawa-Gebiet“ (so hießen die Ureinwohner die sich am Ottawa-River niederließen), hielten wir unterwegs an einem See an, um die kanadische Wildnis einmal live zu erleben. Leider, leider gibt’s davon im dicht besiedelten Süden des Landes etwa so viel, wie es Vitamine in Pommes gibt: relativ wenig. Die öffentliche Badestelle belief sich auf genau 10 Meter Breite. Als wir dann nach ca. 6 Stunden unterhaltsamer Van-fahrt (unser Van war der einzige ohne Lehrkraft an Bord) in unserer neuen Unterkunft in Ottawa ankamen, wurden wir zunächst positiv überrascht, so konnten die Zimmer doch mit eigener Küche, Internetanschluss und allerlei Komfort aufwarten. Nach Abendessen und Einkauf im Shoppingcenter klang der Abend dann unaufregend im Wohnheim aus.
Der nächste Tag in Ottawa stand wieder voll im Zeichen der Stadtgeographie: wir wurden von Ian, einem führenden kanadischen Wirtschaftsgeographen, an verschiedene Standorte in und um Ottawa geführt. Unsere Erwartung des Vortages wurde nicht enttäuscht, jedoch muss man eingestehen, dass Ottawa einige hervorstechende kulturelle Einrichtungen berühmter Architekten (unter anderem Moshed Safdi, dessen Name unserer Gruppe in der Präsentation der Gruppenarbeitsergebnisse am nächsten Tag einige Freude bereitete) besitzt. Alles in allem hat man dabei gemerkt, dass die Stadt sehr subventioniert wird, alles schön hergerichtet ist und damit dem Hauptstadtstatus künstlich Nachdruck verliehen werden soll. Am Abend wurde dann Melli‘s 28. Geburtstag in einem Pub gefeiert. Unsere Fahrer haben sich vorher bei einem Polizisten erkundigt wie es sich mit Alkohol und Autofahren so verhält in Kanada und erhielten die Antwort: „Nach jedem Bier ne halbe Stunde Pause, dann geht das...“, was auch eingehalten wurde J
Der zweite und letzte Tag in Ottawa wurde dann für die Gruppenarbeit genutzt, während der wir unter anderem mit einer überdimensionalen Spinne zu tun hatten, die mitten auf der Straße stand. Die Ergebnisse wurden dann Nachmittags besprochen, bevor es dann wieder Freizeit gab, die mit Essen gehen, shoppen und abendlichem Biertrinken gestaltet wurde, bevor es am nächsten Morgen weiterging nach Montreal.