... to the place, I belong!" Diesen Song haben Robin, seine Freundin Penina und ich gehört, als wir uns am Sonntag im Auto durch die Blue Ridge Mountains zurück nach North Carolina geschlängelt haben. Im wahrsten Sinne des Wortes geschlängelt, denn zu Thanksgiving ist ganz Amerika auf Achse, unterwegs zum großen Familienessen... und eben auch zurück, was einem Staus auf den Highways beschert. Das trübte jedoch nicht über das großartige verlängerte Wochenende hinweg, welches wir erlebt haben!
Am vergangenen Mittwoch ging es morgens gegen 9 Uhr auf den Weg richtung Kentucky, aus dessen Hauptstadt Lexington Robin und Penina stammen. Während der 10stündigen Autofahrt gab es genug Möglichkeiten an verschiedenen Visitorcentern anzuhalten, einer genialen Einrichtung, die einen bei jedem Eintritt in einen neuen Staat mit Info- und Kartenmaterial versorgt (ein gefundenes Fressen für jeden Geographen). Natürlich gab es auch Gelegenheiten für den Burger zwischendurch, die Robin und Penina mir großzügig trotz eigener
eher vegetarischer Neigung einräumten.
Angekommen in Lexington, das ca 300.000 EW groß ist, haben uns Robins Eltern, seine Schwester und ihr Freund aus Italien, der extra für Thanksgiving gekommen war ohne Englisch zu sprechen, warmherzig empfangen. Nach dem Bezug unseres Zimmers, in dem wir zu viert mit Peninas Bruder untergebracht waren (ihre Eltern sind im Moment in Irland), ging es nach einer Tour durch das familieneigene Pflanzenzuchtgeschäft incl. Gewächshäusern abends auf ein Bier mit alten
Freunden der beiden.
Am nächsten Tag war es dann soweit, der große amerikanische Feiertag, der fast noch wichtiger ist als Weihnachten, stand an. Meine Erwartungen waren groß, kannte ich das ganze bisher ja nur aus dem Fernsehen (siehe Video-Link im vorletzten Blogeintrag). Nach und nach trudelten im Laufe des Tages alle möglichen Teile der Verwandtschaft ein, die alle einen Teil des abendlichen Dinners mitbrachten, bis es um 5Uhr nachmittags hieß: "Thank you Lord". Das war der Satz, den alle 19 Mann, die sich
letztendlich um die Tafel scharten, wiederholten, auf Lobpreisungen Gottes, die schön zum mitlesen von Robins Onkel Richard ausgedruckt waren. Es stand natürlich jedem frei mitzulesen, was ich jedoch gerne tat, wollte ich doch das ultimative Thanksgiving Feeling bekommen.
Der Anschließende Truthahnbraten war ein Genuss vom Feinsten, mit Cranberries, Spargel, Kartoffeln, Mais, einer Art Rotkohl und Sauce. Der Truthahn war der letzte koschere, den Robins Mutter besorgen konnte (ein Teil der Familie ist jüdisch), deshalb fiel er etwas kleiner aus... reichte dabei aber dennoch für 19 Personen...
und das Mittag am nächsten Tag... und die Sandwiches für den übernächsten Tag, so groß war er. Desert gab es natürlich auch noch. Es gab die Auswahl zwischen Pumpkin-Cheese-Pie, Apple-Pie, Sweet-Potatoe-Pie, Mince-Meat-Pie, Tiramisu und Obstsalat... Schlaraffenland lässt grüßen. Nach dem Essen ging die Gesellschaft dann über zum Kartenspielen und Tanz, wobei Robins Onkel Jason mit seinen 72 Jahren zeigte, wie Jazz richtig getanzt wird. Gegen 1 Uhr nachts war Thanksgiving dann zuende und die Gäste sind gesättigt von Truthahn und Familienglück in ihre Schlafdomizile umgezogen.
Den nächsten Tag stand Wandern auf dem Programm. Wir drei, Robins Dad und ein Freund haben uns auf den Weg gemacht, den "Cloudsplitter", die Wolkenscheide in einem bekannten
Klettergebiet Kentuckys zu erklimmen. Ein bisschen mussten wir wirklich klettern, bis es eine wahnsinns Aussicht zu genießen gab. Auch in eine Höhle haben wir uns gequetscht, von der man aus zu einem Vorspung in Felsen gelangte, mit einer ebenso guten Aussicht. Rechtzeitig zum Anbruch der Dunkelheit sind wir wieder am Auto angelangt, wo wir mit Schrecken feststellen mussten, dass das Licht die gesamte Zeit an war. Die Tischgebete am Tag vorher schienen jedoch geholfen zu haben, das Auto sprang noch an.
Am Samstag haben wir die Farm
von Robins Mutter besucht, die etwas außerhalb lag und auf der David, der in einem Trailer auf dem Gelände lebt, für die Tiere sorgt und nach dem rechten schaut. Neben Hühnern gab es auch Pferde zu bestaunen. Hauptsächlich kümmert sich Robins Mutter hier jedoch um Pflanzen für den Verkauf im Geschäft. Eine idyllischere Farm kann man sich nicht vorstellen, mit einem kleinen Wäldchen, einem Bach und Hügeln mit Weiden. Für ein Stadtkind wie mich echt ein Wahnsinnseindruck. Abendessen gabs dann bei Robins Großeltern, die beide vom Chrsitkindelmarkt in Nürnberg und dem da erhältlichen "Gluevine", wie er hier genannt wird, schwärmten, bevor es wieder zurück in die Stadt gin.
Am Sonntag ging es dann am frühen Morgen auf erwähnte Weise wieder richtung Heimat, nachdem wir Robins Eltern für ihre Gastfreundschaft gedankt haben. Wem es aufgefallen ist, dass ich North Carolina soeben meine Heimat genannt habe, dem sei versichert, dass natürlich auch Berlin meine Heimat ist. Und wem nun aufgefallen ist, dass ich "auch" geschrieben habe, dem sei gesagt, dass ich soeben die Mehrzahl für das Wort Heimat erfunden habe...